Plattform-Archiv
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8. Oktober 2020

Ausschreibung der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung: Studienvorhaben „Friedenförderung und Digitalisierung“

Das Institut für Entwicklung und Frieden (INEF), Universität Duisburg-Essen, möchte in Zusammenarbeit mit der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung eine Synthese-Studie zum Thema „Friedensförderung und Digitalisierung“ erstellen lassen.
Es wird um eine Angebotsabgabe bis zum 29.10.2020 gebeten.
Die Studie im Umfang von ca. 20 Seiten soll bis 15.01.2021 fertiggestellt werden. Als Mengengerüst sind etwa 10 Arbeitstage vorgesehen. Die Studie kann auch auf Englisch verfasst werden.Hintergrund:

Die sich beschleunigende Digitalisierung der letzten Jahre hat zu großen Umbrüchen geführt. Dabei erweist sich der digitale Raum einerseits zwar als Arena für Friedensförderung und Dialog, in dem mehr Menschen über alternative Räume sowie größere Distanzen erreicht und miteinander in Kontakt gebracht werden können. Andererseits bietet er auch Gewaltakteuren neue Möglichkeiten, Modus und Geschwindigkeit von Mobilisierung, Eskalation und Konfliktaustragung zu verändern: von der digitalen Einschränkung von zivilgesellschaftlichen Handlungsräumen, inkl. der von Friedensakteuren und Menschenrechtsverteidiger*innen bis zu Online-Gewalt, Hate Speech, Fake News als medialer Waffe, Stimmungsmache und Rekrutierung über polarisierte Genderrollen, inkl. toxischer Männlichkeitsbilder und diffusen Grenzen zu Cyberwar.

Das wirft die Frage auf nach Reichweite und Anpassungsbedarf bestehender Ansätze und Instrumente der Friedensförderung. Wie können die für die Prävention und Friedensförderung relevanten ‚key people‘ unter den Rahmenbedingungen digitaler Kommunikation identifiziert werden und wie die angestreben ‚more people‘ überhaupt erreicht werden?

Erschwerend kommen die Auswirkungen globaler Pandemien und den Maßnahmen zu deren Eindämmungen hinzu, die uns voraussichtlich auch zukünftig begleiten werden. Diese können eine Herausforderung darstellen für gegenwärtige Ansätze von Prävention und Friedensförderung, die zu erheblichem Maße auf dem Mehrwert der persönlichen Begegnung aufbauen. Bislang ist es noch nicht absehbar, in welchem Ausmaß gegenwärtig erfolgreiche Arbeitsmethoden in die digitale Welt übertragen werden können.

Ziel der Studie soll es sein, basierend auf vorhandener Literatur und mit Blick auf die Handlungsebene von Akteuren der zivilen Konfliktbearbeitung

  1. den „Handlungsraum“ und die Herausforderungen für zivile Konfliktbearbeitung unter Bedingungen fortschreitender Digitalisierung zu beschreiben (Mapping),
  2. Chancen und Herausforderungen für Akteure der zivilen Konfliktbearbeitung mit Blick auf einzelne digitale Instrumente und Handlungsebenen (Prävention, Mediation, Friedens-förderung) zu skizzieren sowie
  3. möglichst noch existierende Forschungs- und Anwendungslücken bzw. offene Fragestellungen zu identifizieren.

 

Zu 1. Mapping des Handlungsraums:

Prozesse der Digitalisierung und die mit Ihnen verbundenen Technologien verändern „Konfliktlandschaften“. Für Akteure der zivilen Konfliktbearbeitung ist teilweise unklar, wie Formen und Dynamiken des Konfliktaustrags unter diesen neuen Bedingungen zu beschreiben sind, und wie sie als Akteure der zivilen Konfliktbearbeitung unter den Bedingungen fortschreitender Digitalisierung Instrumente zur Friedensförderung einbringen können. In einem ersten Schritt wäre es daher hilfreich, ein Mapping dieser Dynamiken und daraus resultierenden Herausforderungen und Anwendungsfelder unter den Bedingungen von Digitalisierung vorzunehmen.

 

Zu 2. Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für Friedensförderung

Auf der konkreten Handlungsebene stellen sich Akteuren der zivilen Konfliktbearbeitung sehr konkrete Fragen:

  • Wie können die Ansätze, die diese bislang verfolgt haben, in den digitalen Raum übertragen werden?
  • Welche zusätzlichen Handlungsmöglichkeiten bietet Digitalisierung für Akteure der zivilen Konfliktbearbeitung?
  • Welche neuen Herausforderungen stellen sich dabei aber auch?

Basierend auf bestehenden Studien (siehe eine Auswahl im Anhang) wäre hier eine systematische überblicksartige Synthese der bislang vorliegenden Erkenntnisse mit Blick auf verschiedene digitale Instrumente (z.B. soziale Medien, big data, artificial intelligence, digitale Sicherheit) und verschiedene Handlungsebenen (z. B. Prävention, Mediation, Friedensförderung) zu leisten. Eine Schwerpunktsetzung kann je nach Expertise der Auftragnehmer*in in Absprache mit dem Auftraggeber vorgenommen werden.

 

Zu 3. Forschungs- und Anwendungslücken/offene Fragestellungen

Abschließend sollte die Studie vor dem Hintergrund des ausgewerteten Materials noch existierende Forschungs- und Anwendungslücken bzw. offene Fragestellungen für die Praxis der zivilen Konfliktbearbeitung identifizieren, die für Akteure der zivilen Friedensförderung und deren Handlungsoptionen unter den Bedingungen der (weiteren) Digitalisierung des Handlungsfeldes relevant sind bzw. sein könnten.

 

Anforderungsprofil:

  • Abgeschlossenes Hochschulstudium in einem thematisch einschlägigen Studiengang
  • Kenntnisse der Projektpraxis ziviler Konfliktbearbeitung
  • Kenntnisse der Praxis digitaler Handlungsräume/Konfliktdynamiken
  • Publikationserfahrungen

 

Angebot:

Das Angebot zur Anfertigung der Synthese-Studie im Umfang von ca. 20 Seiten sollte folgende Angaben umfassen:

  • Preiskalkulation, inklusive Aufschlüsselung der Arbeitstage
  • Kurzskizze zur gewählten Herangehensweise und Schwerpunktsetzung
  • Lebenslauf der beteiligten Person(en)
  • Erläuterung zur Erfüllung des Anforderungsprofils, Kenntnisse sind durch Referenzen oder Publikationen nachzuweisen
  • Einschlägige Publikationsliste

 

Auswahlkriterien:

  • Erfüllung des Anforderungsprofils
  • Fachliche Expertise
  • Preis
  • Qualität des Konzeptes der Studie gemäß der Kurzskizze
  • Versicherung, die Erstellung der St
    udie bis 15.01.2021 zu gewährleisten

Angebote mit den entsprechenden Unterlagen (in möglichst einem pdf-Dokument) senden Sie bitte (nur digital) an Dr. Cornelia Ulbert, Wissenschaftliche Geschäftsführerin, Institut für Entwicklung und Frieden (INEF), Universität Duisburg-Essen (E-Mail: cornelia.ulbert@inef.uni-due.de). Bei Nachfragen können Sie sich ebenfalls gerne an Dr. Cornelia Ulbert wenden.
Der Auftraggeber erhält sämtliche Nutzungsrechte, inkl. – auch teilweiser und digitaler – Veröffentlichung, Weiterverarbeitung etc.

 

Auftraggeber ist:
Universität Duisburg-Essen
Fakultät für Gesellschaftswissenschaften
Institut für Entwicklung und Frieden (INEF)
Vertreten durch Dr. Cornelia Ulbert, Wiss. Geschäftsführerin
Lotharstr. 53
47057 Duisburg

Ausschreibung INEF (PDF)