Frieden – (wie) geht das? Lokal, zivil und langfristig - wie Friedensarbeit gelingen kann
Konsortium Ziviler Friedensdienst - Pressemitteilung - 19.09.2016 - Anlässlich des UN-Weltfriedenstags am 21. September erinnert das Konsortium an die Voraussetzungen für erfolgreiche Friedensarbeit. Erfahrungen aus dem ZFD zeigen, dass Frieden vor Ort entsteht. Dazu braucht es eine starke Zivilgesellschaft, die politisch und mit Fachwissen in ziviler Konfliktbearbeitung gestärkt werden muss. Für nachhaltigen Frieden sind langfristige Engagements und Planungssicherheit vonnöten. Krisenreaktionen und Sonderinitiativen greifen meist zu kurz.
„Frieden wird vor Ort gemacht“, erläutert Jürgen Deile, Sprecher des Konsortiums ZFD. „Die Zivilgesellschaft spielt dabei eine besondere Rolle. In fragilen und von Konflikten betroffenen Regionen sind es die Menschen an der Basis, die Frieden erwirken und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern. Unsere Aufgabe ist es, diesen Menschen an der Seite zu stehen und ihre Organisationen zu stärken.“
In Burundi geben Fachkräfte des ZFD beispielsweise Wissen und Methoden der zivilen Konfliktbearbeitung an die Partnerorganisation MI-PAREC weiter. MI-PAREC begleitet rund 300 lokale Friedenskomitees. Ziel ist es, Opfer und Täter aus dem Bürgerkrieg zu versöhnen. Vor den Friedenskomitees werden Konflikte friedlich verhandelt, beispielsweise Auseinandersetzungen um Landrechte.
„Frieden entsteht nicht von heute auf morgen“, sagt Deile. „Daher greifen Krisenreaktionen meist zu kurz. Es sind langfristige und konstruktive Beziehungen zwischen allen Beteiligten vonnöten, um den Grundstein für anhaltenden Frieden zu legen: Verständnis, Vertrauen, Versöhnung.“ In Kambodscha unterstützen Fachkräfte des ZFD zum Beispiel die Aufarbeitung der Khmer-Rouge-Diktatur.
„Wir öffnen Dialogräume für Zeitzeugen und Jugendliche, damit die Mauer des Schweigens bricht. So wird Versöhnung möglich, und Jugendliche setzen sich dafür ein, dass sich die schreckliche Geschichte nicht wiederholt“, erklärt Anna Christophersen, ZFD-Fachkraft in Kambodscha.
Aus langfristiger Zusammenarbeit resultieren auch die vertrauensvollen Kooperationen mit den Partnerorganisationen vor Ort. „Mit MI-PAREC arbeitet der ZFD beispielsweise schon mehr als zehn Jahre zusammen. Auch ZFD-Fachkräfte sind immer mehrere Jahre in ihren Partnerorganisationen tätig“, erklärt Deile. „Vertrauen und Planungssicherheit sind wichtige Voraussetzungen für die Friedensarbeit.
Unsere Partner brauchen Perspektiven. Daher ist es wichtig, dass wir mit einem verlässlichen Budget arbeiten können. Sonderinitiativen sorgen zwar kurzfristig für Mittel, erschweren aber langfristige Planungen. Sie können von einem Jahr auf das andere vollständig verschwinden.“
Der Weltfriedenstag wurde 1981 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Er soll ein Tag des Waffenstillstands und der Gewaltlosigkeit sein.
Zeit zum Innehalten ist nötig: Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) zählte im Jahr 2015 mehr als 400 politische Konflikte. 223 davon wurden mit Waffengewalt ausgetragen. „Wir müssen zivilen und gewaltfreien Methoden der Konfliktbearbeitung weltweit mehr Geltung verschaffen, wenn wir dauerhaften Frieden erreichen wollen“, sagt Deile. „Der Zivile Friedensdienst ist ein Erfolgsmodell in diesem Bereich. Er ist das einzige explizit friedenspolitische Programm der Bundesregierung und braucht mehr politische und finanzielle Unterstützung.“