Plattform-Archiv
|
25. März 2017

Anspruch und Wirklichkeit ziviler Konfliktbearbeitung und Friedensförderung

Würde Deutschland seinem Ruf als Zivilmacht besser gerecht, wenn es seine bestehenden zivilen Kapazitäten stärker nutzte? Wie können Konfliktverhütung oder Konflikteindämmung („wehret den Anfängen“) gestärkt werden, statt auf die Bewältigung von bestehenden Konflikten und die Friedenskonsolidierung nach ihrem Ende zu setzen? Ist der Staat, ist die Regierung überhaupt in der Lage, gesellschaftliche Konfliktlinien in fremden Gesellschaften angemessen zu analysieren, daraus die adäquaten Schlüsse zu ziehen und diese in ein der Situation angemessenes Handeln zu übersetzen? Was waren die konkreten Folgen des deutschen außenpolitischen Handelns in Syrien und Irak, in Afghanistan und in der Ukraine? Welche Gründe lassen sich für negativ zu bewertende Resultate anführen? Welche Handlungsalternativen gab es? Warum wurden diese nicht genutzt?

Diese Fragen verweisen auf die längere historische Perspektive, in der gerade führende Vertreter*innen der Entwicklungsforschung jahrzehntelang immer wieder auf die Notwendigkeit vorausschauender, präventiver, ziviler Konfliktbearbeitung hingewiesen haben. Der wegweisende Titel des von Dieter Senghaas 1995 herausgegebenen Buchs Den Frieden denken - Si vis pacem, para pacem steht dafür, aber auch für die Fragen, die angesichts des Abgleitens in gewaltsame Konfliktbearbeitung zu stellen sind, wie wir sie im selben Zeitraum beobachten mussten.

Wir benötigen zudem einen breiteren Blick auf die Vielfältigkeit von Konfliktursachen, die weltweit auch aus konfliktträchtigen Handlungsfeldern diverser Politikbereiche erwachsen, wie beispielsweise die aktuelle Wirtschafts-, Handels, Agrar-, Rohstoff-, Finanz-, Energie oder Klimapolitik, ihre Folgen und damit verknüpfte Alternativen, Entscheidungs und Handlungsmöglichkeiten.

Die Redaktion wünscht sich Artikel, welche die folgenden Fragen und Themen bearbeiten:

  • Ist der Stellenwert der zivilen Krisenprävention in der außenpolitischen Praxis Deutschlands, der EU und anderer Länder tatsächlich deutlich höher als vor zehn Jahren?
  • Wie passen der Vorrang der zivilen Krisenprävention und die anhaltende Rüstungsexportpraxis zusammen?
  • Wie ist der „Vorrang für das Zivile“ in Einklang zu bringen mit der deutlichen Steigerung der Ausgaben für die Bundeswehr und ihre militärischen Einsätze?
  • Mehr Verantwortung in der Welt? - Deutschlands Rolle als Zivilmacht: Ideologie oder Realität
  • Gender-Aspekte in Friedensverhandlungen und Konfliktlösungen/Friedenskonsolidierung
  • Ansätze ziviler Krisenprävention und Konfliktbewältigung
  • Zivile Krisenprävention in Europa - werden die einzelnen Regierungen ihren Ansprüchen in der „Flüchtlingskrise“ gerecht?
  • Zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit/Partnerschaft des Staates mit der Zivilgesellschaft in Konfliktsituationen (Ukraine, Ägypten) - ein neuer Interventionismus und konfliktverschärfend?
  • Die Tradition der Konfliktbearbeitung in der Entwicklungsforschung
  • Wie haben sich die staatlichen Strategien der Konfliktbearbeitung in internationalen Beziehungen entwickelt? Welche militärischen und nichtmilitärischen Mittel werden dabei genutzt?
  • Wie ist es um die Einbindung deutscher Strategien in internationale Zusammenhänge bestellt?
  • Wie sieht ein Narrativ der deutschen internationalen Politik aus und wie wirkt sich das auf Strategien zur Konfliktbearbeitung aus? Welche Diskurse von Ethik und Werten werden geführt, wie glaubwürdig sind diese insbesondere im interkulturellen Kontext? Welche Rolle spielen Religionen? Welche Rolle können sie in der Konfliktbearbeitung spielen? Wie ist der Stellenwert von Religion für den deutschen Umgang mit internationalen Konflikten?
  • Welche Auswirkungen hat die starke internationale Vernetzung auf deutsche und europäische Strategien zur Konfliktbearbeitung?
  • Welche Strategien nichtmilitärischer Konfliktaustragung wurden entwickelt, um auf die „Neuen Kriege“ zu reagieren?
  • Welche Strategien wurden zur Integration anderer Politikfelder wie Kulturpolitik, Technologiepolitik, Wirtschaftspolitik in Mechanismen nichtmilitärischer Konfliktaustragung entwickelt? Welche Rolle spielen dabei zivilgesellschaftlichen Organisationen?

Redaktionsschluss für erste Artikelentwürfe ist der 2. März 2017.

Angebote, die aus Sicht der Redaktion geeignet sind, werden zur anonymen Begutachtung an zwei externe Gutachter*innen weitergeleitet. Manuskripte, Rücksprachen zu möglichen Beiträgen und weitere Fragen bitte an info[at]zeitschrift-peripherie.de. Weitere Hinweise für Autor/innen sind hier abzurufen.

Call for Papers

X