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23. Mai 2007

CfP für ein Sonderheft zu 'Ursachen innenpolitischer Gewalt'

Call for Papers für ein Sonderheft der Politischen Vierteljahresschrift 2009:
Identität, Institutionen und Ökonomie: Ursachen innenpolitischer Gewalt
hrsg. von Margit Bussmann, Andreas Hasenclever, Gerald Schneider

Call for Papers für ein Sonderheft der Politischen Vierteljahresschrift 2009:
Identität, Institutionen und Ökonomie: Ursachen innenpolitischer Gewalt
hrsg. von Margit Bussmann, Andreas Hasenclever, Gerald Schneider
Die Mehrzahl der bewaffneten Konflikte, die nach 1945 geführt worden sind, waren innenpolitische Auseinandersetzungen. Obwohl auch deren Anzahl seit Mitte der 1990er Jahre abgenommen hat, bleiben sie ein globales Problem. Seit dem Ende des Kalten Krieges hat sich die Konfliktforschung deshalb intensiver als bisher mit Bürgerkriegen und anderen Formen bewaffneter innenpolitischer Auseinandersetzungen beschäftigt. In diesem Zusammenhang lassen sich grob drei analytische Perspektiven unterscheiden. Ein Erklärungsstrang konzentriert sich auf kulturelle Konfliktlinien und fragt nach der Relevanz ethnischer und religiöser Merkmale für den Ausbruch bewaffneter Auseinandersetzungen. Ein wichtiger Diskussionspunkt ist die Frage, ob ethnische oder religiöse Konstellationen wie beispielsweise ein hoher Polarisierungsgrad die Gewaltanfälligkeit von Gesellschaften beeinflussen. Ein zweiter Ansatz untersucht ökonomische Ursachen von Konflikten. In der internationalen Forschung stand dabei in den letzten Jahren besonders die Hypothese im Vordergrund, dass das Vorhandensein leicht ausbeutbarer Ressourcen wie Diamanten oder Öl das Bürgerkriegsrisiko erhöhe, indem es Rebellen die Finanzierung ihres bewaffneten Kampfes ermögliche. Die meisten Studien bestätigen darüber hinaus einen negativen Zusammenhang zwischen dem wirtschaftlichen Entwicklungsstand einer Gesellschaft und ihrem Bürgerkriegsrisiko. Wirtschaftlicher Interdependenz wird schließlich langfristig eine befriedende Wirkung zugesprochen, wenn sich auch kurzfristig das Konfliktrisiko erhöhen kann. Im Mittelpunkt der dritten Erklärungstradition stehen Staatsmerkmale. Viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sehen beispielsweise einen starken Zusammenhang zwischen Staatsschwäche und Bürgerkriegsrisiko. So wird die erhöhte Gewaltanfälligkeit ölreicher Länder auf unterentwickelte öffentliche Infrastrukturen und ineffiziente Regierungsapparate zurückgeführt. Der institutionelle Aspekt findet sich auch in Studien, die das Wechselspiel von Regierungsform und Bürgerkriegsrisiko thematisieren. Diese attestieren eine größere Friedfertigkeit für reine Demokratien und Autokratien, während Staaten mit hybriden politischen Systemen als besonders konfliktträchtig gelten.
Das geplante Sonderheft will die Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Erklärungsansätze in der Bürgerkriegsforschung kritisch reflektieren und die Möglichkeit der fruchtbaren Kombination unterschiedlicher Kausalmechanismen überprüfen. Vertreter und Vertreterinnen aller methodischen und wissenschaftstheoretischen Ausrichtungen sind daher aufgefordert, Vorschläge zu vier Themenblöcken einzureichen:
- Ethnische oder religiöse Identitäten und das Risiko innenpolitischer Gewaltkonflikte
- Politische Institutionen und das Risiko innenpolitischer Gewaltkonflikte
- Ökonomische Ursachen innenpolitischer Gewaltkonflikte
- Synthese der Erklärungsstränge
Aussagekräftige Abstracts von etwa 400 Wörtern sollten bis zum 20. September 2007 per Email an Margit.Bussmann@uni-konstanz, Andreas.Hasenclever@uni-tuebingen.de oder Gerald.Schneider@uni-konstanz.de gesandt werden. Die Papiere zu den Abstracts werden nach einer Vorauswahl durch das Herausgeberteam auf einer Autorenkonferenz am 22./23. Februar 2008 diskutiert. Nach der Überarbeitung werden die Papiere bis spätestens April 2008 in ein anonymisiertes Gutachterverfahren gegeben. Das PVS-Sonderheft wird Anfang 2009 erscheinen.

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