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29. Oktober 2009

CfP: Transitional Justice – Local Conflicts, Global Norms

Transitional Justice steht für Versuche, massive Menschenrechtsverletzungen und Gewalttaten aufzuarbeiten, um den Übergang zu einer nachhaltig friedlichen, meist demokratischen Gesellschaftsordnung zu ermöglichen. Das Besondere daran ist, dass die Phase der transition eng mit dem Streben nach Gerechtigkeit, justice, verknüpft, wobei letztere nicht nur im strafrechtlichen Sinn zu verstehen ist.

Transitional Justice steht für Versuche, massive Menschenrechtsverletzungen und Gewalttaten aufzuarbeiten, um den Übergang zu einer nachhaltig friedlichen, meist demokratischen Gesellschaftsordnung zu ermöglichen. Das Besondere daran ist, dass die Phase der transition eng mit dem Streben nach Gerechtigkeit, justice, verknüpft, wobei letztere nicht nur im strafrechtlichen Sinn zu verstehen ist.
Transitional Justice beruht auf der Annahme, dass der Übergang zu Frieden und Sicherheit nach gewaltsamen Konflikten oder Diktaturen der Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen bedarf. Nur ein klarer Bruch mit vergangenem Unrecht – so die Annahme – ermöglicht, zukünftige Verbrechen vorzubeugen, Vertrauen in eine neue Regierung- und Staatsform zu generieren und zur Aussöhnung zwischen den Konfliktparteien beizutragen. Ein entscheidendes Merkmal von Transitional Justice ist, dass sie über eine Vielzahl von Instrumenten verfügt, die entsprechend den Erfordernissen und Kontexten einer Nachkriegsgesellschaft kombiniert werden können. Ausschlaggebend für die Auswahl ist nicht nur die Art und Weise der Kriegsbeendigung, sondern auch das Ausmaß der Straftaten, die Dynamik der Gewalt, die Stabilität des Landes, die Ressourcen der Gesellschaft und die politischen Kräfteverhältnisse zum Zeitpunkt der Transition.
Aufgrund seiner Neuartigkeit hat Transitional Justice in den letzen Jahren zu einem wahren Boom an praktischen Aktivitäten und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen geführt. Vor diesem Hintergrund möchten wir vor allem den normativen Gehalt des Konzepts differenziert betrachten.  Ziel der Konferenz ist demnach die kritische Auseinandersetzung mit Transitional Justice Prozessen, insbesondere der Globalisierung eines westlich-geprägten Konstrukts von Gerechtigkeit in Verbindung mit Friedenskonsolidierung in Nachkriegsgesellschaften, sowie den lokalen Besonderheiten nicht-westlicher Länder.
Die Veranstalter fragen unter anderem:
- Welche/wessen Gerechtigkeit für wen?
- Wohin soll die Transition führen?
- Erfüllt das globale Konzept von Transitional Justice lokale Bedürfnisse?
- Welche Diskurse bestimmen die Schaffung von Transitional Justice Mechanismen in bestimmten Kontexten?
- Welche Auswirkungen hat Transitional Justice auf Gender-Beziehungen?
- Ist es notwendig und sinnvoll, das Konzept Transitional Justice von zivilen und bürgerlichen auf wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte auszudehnen?
Da ein Ziel der Konferenz die Erweiterung des oftmals auf institutionelle und legalistische Aspekte beschränkten Verständnisses von Transitional Justice um Gesichtspunkte des sozialen Wandels und der Repräsentation ist, laden die Veranstalter proposals ein, die sich kritisch mit dem normativen Gehalt und der gesellschaftlichen Wirkung von Tribunalen, Wahrheitskommissionen, Gedenkstätten und Museen, Entschuldigung und Vergebung, Wiedergutmachung, Versöhnung, Geschichtsschreibung und traditionelle Gerechtigkeit beschäftigen.
Das Zentrum für Konfliktforschung der Philipps-Universität Marburg lädt interessierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ein, ein Abstract zu diesen Themenbereichen einzureichen. Die Zentrumstage werden vom 24.-25- März 2010 in Marburg stattfinden. Vorträge für die Sektionen werden nach Einsicht der Abstracts (500 Wörter) vergeben, die beim Zentrum für Konfliktforschung bis zum 31.12.2009 eingesandt werden können (eMail: transitional-justice@staff.uni-marburg.de).

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