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1. September 2010

Ökumenisches Netz Zentralafrika fordert unabhängige Wahrheitskommission für DR Kongo

Das von der deutschen Sektion von pax christi mitgetragene Ökumenische Netz Zentralafrika (ÖNZ) fordert die Einrichtung einer unabhängigen Wahrheits- und Versöhnungskommission für die Region um die großen Seen in Afrika. Die pax christi-Kommission 'Solidarität mit Zentralafrika' unterstützt diese Forderung voll. Dies muss die Schlussfolgerung aus dem am vergangenen Freitag bekannt gewordenen bisher unveröffentlichten UN-Bericht über Kriegsverbrechen in der DR Kongo 1993-2003 sein, der bereits vorab an die Medien gelangte und auch dem ÖNZ vorliegt. Der Bericht beschreibt ein bislang in diesem Umfang undokumentiertes Ausmaß von Gewaltverbrechen in der DR Kongo (ehemals Zaire).
In den Jahren nach dem Völkermord in Ruanda 1994 und nach der Flucht von bis zu zwei Millionen ruandischer Bürger in die Ostprovinzen des Kongo haben eine Vielzahl von kongolesischen Milizen, aber auch Armeen aus den Nachbarstaaten blutige Kämpfe um die Macht und die reichen Bodenschätze geführt. Millionen Zivilisten wurden zu Opfern brutaler Gewalt. Sie wurden ermordet, vergewaltigt, vertrieben oder versklavt.
Hintergrund der Kämpfe ist vor allem die Frage des Zugriffs auf die reichen Bodenschätze des Kongo. Seit Jahren fordert pax christi die Neuregelung von Rohstoffabbau und -export aus der DR Kongo. Den kürzlich in den USA beschlossenen 'Conflict Minerals Trades Act', der die Deklarierung des Herkommens von Rohstoffen für den Endverbraucher vorschreibt, sieht pax christi als einen Weg an, die strukturellen Ursachen von Rohstoffkriegen in den Griff zu bekommen. Ein solches Gesetz sollte es auch im EU-Raum geben.
Die Verbrechen, die die ruandische Armee während der Besatzung (ab 1996), aber auch die Hutu-Milizen FDLR, die kongolesischen Milizen und die Truppen aus Uganda, Angola, Simbabwe und Burundi begangen haben, müssen untersucht werden, um die Täter zur verurteilen, die Vergangenheit aufzuarbeiten und erste Ansätze zur Versöhnung zu ermöglichen.

Das ÖNZ ist ein Netzwerk der christlichen Hilfswerke in Deutschland für Frieden und Menschenrechte in Ruanda, Burundi und der DR Kongo. Mitglieder des ÖNZ sind u.a.
Misereor, Brot für die Welt, pax christi, Diakonie und die Vereinte Evangelische Mission. Die Mitgliedsorganisationen unterstützen Projekte und Partnerorganisationen in Zentralafrika.

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