Workshop „Kultur und Religion“
Der „Arbeitskreis Kultur und Religion“ wurde auf der AFK-Jahrestagung in Villigst im April 2011 mit dem Ziel der inter- bzw. transdisziplinären Erforschung kultureller und religiöser Aspekte von Frieden und Konflikt gegründet. Durch die Arbeit des AKs sollen in der deutschsprachigen Friedens- und Konfliktforschung somit auch jene relevanten Disziplinen stärker verankert werden, die bislang eine eher nachgeordnete Rolle spielen. Dazu zählen unter anderem: Ethnologie, Postkoloniale Studien, Anthropologie, Religionswissenschaften, Cultural Studies, Kunstgeschichte etc. Der AK möchte über Fragen von Kultur, Religion und Konflikt eine inhaltliche und selbst-reflexive Debatte in der Friedens- und Konfliktforschung anstoßen und Raum bieten für einen konstruktiven Austausch zwischen der wissenschaftlichen Auseinandersetzung und der friedenspraktischen Arbeit in diesem Kontext.
Mit dieser Zielsetzung veranstaltet der „AK Kultur und Religion“ im Rahmen der Veranstaltungen zum „Augsburger Religionsfrieden“ am 26. und 27. September 2011 einen konstituierender Workshop in Augsburg. Hierzu laden wir Sie herzlich ein, Ihre Arbeit aus diesem Themenfeld vorzustellen. Dazu zählen – natürlich auch, aber nicht nur – wissenschaftliche Studien, Forschungsarbeiten, Dissertationen etc. Gleichermaßen begrüßen wir Projekte und Gruppen aus der interkulturellen Friedensarbeit.
Kulturelle und religiöse Dimensionen (und Variationen) spielen bei der Konstitution von Frieden und Konflikt, sowie bei deren Erforschung eine wichtige Rolle, sie tun dies jedoch meist anders, als in prominenten, primordialen Ansätzen vom „Kampf der Kulturen“ oder „Heiligen Krieg“ angenommen. Denn selten sind Konflikte genuin „kulturell“ oder „religiös“. Vielmehr werden Kultur und Religion instrumentalisiert, wird ihre Heterogenität und Wandelbarkeit ignoriert, ihre Situationsbezogenheit geleugnet und das Konfliktverhalten der Akteure auf diese Weise beeinflusst. Culture and Spirituality matter – nicht als Wurzel des Problems, sondern als Schlüssel zum Verständnis interkultureller Begegnungen, lokaler Wahrnehmung, sozialem Wandel, Frieden und Konflikt. Dies ist umso mehr der Fall, da kulturelle Gebundenheit nicht zuletzt auch den Prozess und die Erkenntnisse der Friedens- und Konfliktforschung selbst beeinflusst. Der häufigen Vernachlässigung kultureller und religiöser Aspekte in der Erforschung von Konflikt und Frieden als auch in praxeologischen Überlegungen intersubjektiver Begegnungen möchte die Arbeit des AKs deshalb entgegenwirken.
Kultur und Religion in den Blick zu nehmen, heißt auch den Blick frei zu machen auf zentrale Aspekte von Frieden und Konflikt, die sich für die Forschung in einer globalen Welt mit zunehmender Brisanz stellen. Viele der damit verbundenen Fragen bewegen sich im Spannungsfeld zwischen den Polen kultureller Relativismus vs. Universalismus: Brauchen wir eine globale Ethik für eine globale Welt? Welche Rolle spielen hegemoniale Diskurse in der Konstitution einer solchen Ethik? Wie können Spiritualität und Religion für Frieden fruchtbar gemacht werden? Erfordert eine globale Welt einen „Weltethos“ oder die Anerkennung einer Vielzahl von Ethe? Wie tragfähig sind etische Herangehensweisen der Friedens- und Konfliktforschung und wie lassen sich im Sinne einer emischen Forschung überhaupt Vergleiche anstellen? Inwieweit beeinflusst das Bild des Fremden unser Selbstbild/unsere Begrifflichkeiten und umgekehrt? Wie lassen sich Methoden der o.g. Disziplinen für die Friedens- und Konfliktforschung stärker nutzbar machen? Wie lässt sich interkultureller Dialog erfolgreich gestalten?
Die AfK lädt dazu ein, im Rahmen des zweitägigen Workshops zu diesen und selbst formulierten Fragestellungen in Austausch zu treten. Kultur und Spiritualität lassen sich schwerlich auf den verbal-argumentative Austausch begrenzen. Um einen offenen und interaktiven Rahmen für die Vielfalt Ihrer Beiträge zu ermöglichen, sind daher die folgenden Formen der Darstellung möglich:
- - Panel oder Vortragsreihe 1 zum Thema „Religion und Spiritualität in der Friedens- und Konfliktforschung“
- - Darstellung einzelner Arbeiten, künstlerischer Werke, Projekte oder Vereine in Ausstellungsform (visuelle
- Präsentationen, Pinnwände, Stelltische, Skulpturen, Bilder, etc.)
- - Filmvorstellung(en) mit anschließender Diskussion
- - Gelegenheit zu vertiefenden Gesprächen in kleinen Kreisen
- - Panel oder Vortragsreihe 2 zum Thema „Lokalität und Globalität in der Erforschung von Frieden und Konflikt“
Je nach Einsendungen und Rücksprache besteht Offenheit seitens der Veranstalter für eine Anpassung dieser vorläufigen Planung. Beiträge können bis zum 1. August eingereicht werden.
Kontakt: Melanie Hartmann, melanie.hartmann@phil.uni-augsburg.de