Zivilen Widerstand in Syrien unterstützen!
Je gewalttätiger die Krise in Syrien wird, desto höher rückt sie auf der politischen Agenda. Das haben an diesem Wochenende gleich zwei Ereignisse gezeigt: Zum einen haben die Vereinten Nationen und die Arabische Liga keinen Geringeren als den früheren UNO-Generalsekretär Kofi Annan zu ihrem Sondergesandten für Syrien ernannt. Zum anderen hat erstmals in Tunis die „Gruppe der Freunde des syrischen Volks“ getagt, zu der unter anderem der jetzige UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon, die US-Außenministerin Hillary Clinton und der deutsche Außenminister Guido Westerwelle gehören.
Der noch immer großteils zivile Widerstand der Opposition gegen das Regime droht dabei nicht nur vergessen, sondern geschwächt zu werden. Denn je mehr die Kämpfe zwischen der Armee der syrischen Regierung und der oppositionellen „Freien Syrischen Armee“ ausgeweitet werden, desto mehr wird die zivile Opposition zwischen beiden zerrieben. BSV-Vorstandsmitglied und Friedensforscherin Dr. Christine Schweitzer sagt dazu: „Wir müssen einmal mehr beobachten, dass gewaltlose Auseinandersetzungen kaum öffentlich wahrgenommen werden. Alle Medien berichten jetzt nur noch über Homs, kaum jemand mehr über die großen zivilen Proteste, der auch letzten Freitag wieder Zehntausende in ganz Syrien auf die Straße gebracht haben.“
Doch gerade diese zivile Bewegung verspricht eine sinnvollere Lösung der Krise. Nur die gewaltlose Auseinandersetzung vermindert weitere Opfer, beschleunigt den Wiederaufbau und fördert die Verhandlung und Versöhnung zwischen früheren Feinden. „Gewaltlosigkeit ist eine mächtige Waffe“, meint Christine Schweitzer. Und gerade diese Bewegung benötigt eine größere Unterstützung aus der ganzen Welt. Nach Monaten des Protests werden die Ressourcen knapp. Ein Aktivist / eine Aktivistin im Untergrund braucht monatlich etwa nur 100 Euro für den Lebensunterhalt, ein anonymer Internetanschluss kostet rund 50 Euro. Darum hat der Bund für Soziale Verteidigung seine Expertin Christine Schweitzer in den Beirat der Kampagne „Adopt a Revolution“ entsandt, die diese Unterstützung von der deutschen für die syrische Zivilgesellschaft vermittelt.
Unser heute veröffentlichter Aufruf begründet unsere Kritik der militärischen Intervention, erklärt unsere Alternativen der gewaltlosen Intervention und stellt klare Forderungen an die Bundesregierung und die internationalen Organisationen. Dazu gehören: „keine Abschiebung von SyrerInnen aus Deutschland“ und „eine neue zivile Mission durch die Vereinten Nationen und die Arabische Liga“. - BSV Presseinformation vom 27.02.2012