Call for Papers/Panels für das 55. Kolloquium der AFK (Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung)
Disziplinen der Friedens- und Konfliktforschung im Dialog: Synergien, Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit der naturwissenschaftlich-technischen Friedensforschung
13.-15. März 2024 in Darmstadt
Die naturwissenschaftlich-technische Friedensforschung ist im Zuge des Ost-West-Konflikts im Zusammenhang mit den Risiken der Entwicklung und Verbreitung von Atomwaffen entstanden und hat sich seit den 1980er Jahren in Deutschland an Forschungsinstituten und Universitäten institutionalisiert. Wissenschaftler*innen forschen seither zu den möglichen negativen Folgen neuer Technologien, zur Begrenzung von Forschung und Innovationen auf friedliche Ziele und zur proliferationsresistenten Gestaltung ziviler Technologien. Ziel ist auch, alternative technologische Konzepte beispielsweise im Zusammenhang mit Klimawandel und Umweltschutz zu entwickeln. Angesichts der Vielzahl von Krisen, sei es im Hinblick auf internationale Sicherheit, Rüstungskontrolle oder die Klimakrise, ist die naturwissenschaftlich-technische Friedensforschung ein wichtiger Bestandteil einer interdisziplinär verstandenen Friedens- und Konfliktforschung.
Dies zeigt sich auch am Thema des 55. Kolloquiums der Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung (AFK) in Kooperation mit dem PRIF (Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung) und der Technischen Universität Darmstadt/PEASEC/Institut für Politikwissenschaft, das den Dialog zwischen der sozial- und geisteswissenschaftlichen und der naturwissenschaftlich-technischen Friedensforschung fördern soll. Im Mittelpunkt des Kolloquiums stehen Fragen der Disziplinarität/Interdisziplinarität, des Selbstverständnisses von Forschung/Politikberatung, aber auch die gemeinsame Diskussion wichtiger Aspekte von internationaler Sicherheit und Friedenspolitik.
Mögliche Themen für Papiere und Panels sind:
Disziplinarität/Interdisziplinarität:
Wie lässt sich der Dialog zwischen unterschiedlichen Fachdisziplinen gestalten? Wo finden sich angesichts der weltpolitischen Herausforderungen gemeinsame Fragestellungen und Antworten? Was können verschiedene Disziplinen voneinander lernen? Was bedeuten die unterschiedlichen Zugänge in der Friedens- und Konfliktforschung für die eigene Disziplin, aber auch für die Möglichkeiten und Chancen der Gestaltung von Interdisziplinarität?
Die Selbstverständigung von Forscher*innen und Forschungsethik:
Naturwissenschaftlich-technische Friedensforschung ist in Deutschland einst im Kontext Ost- West-Konflikt in Kritik atomarer Aufrüstung und Sorge um die nukleare Konfrontation entstanden. Welches forschungsethische Selbstverständnis vertreten Friedens- und Konfliktforscher*innen heute? Inwieweit knüpfen sie an die Traditionen von einst an? Wie wirken sich koloniale, neoliberale und patriarchale Machtstrukturen auf Fragestellungen, Methoden und Theorien aus? Wie (herrschafts-)kritisch muss Friedens- und Konfliktforschung sein, gerade auch, wenn die Forschungsergebnisse in Politikberatung übersetzt werden? Welche Herausforderungen stellen sich aus Perspektive der Friedenspädagogik?
Die Folgen der Klimakrise und Umweltschutz
Natur- und technikwissenschaftliche Friedens- und Konfliktforschung dokumentieren die Klimakrise und ihre Folgen, deren Relevanz oftmals öffentlichkeitswirksam bestritten wird. Wie lässt sich von Seiten der Friedens- und Konfliktforschung damit umgehen? Welche Forschungsschwerpunkte muss es von natur- und technikwissenschaftlicher und welche aus sozialwissenschaftlicher Seite geben? Welche Rolle spielt die Forschung zu Umweltschutz, Energiesicherheit und regenerativen Energien? Wie können die Bedürfnisse und Forderungen des globalen Südens berücksichtigt werden?
Internationale Sicherheit und die Zukunft der Rüstungskontrolle
Vor dem Hintergrund der „Zeitenwende“ und weltweiter Aufrüstung stellt sich die Frage nach Chancen auf kooperative Sicherheit und Rüstungskontrolle. Welche Aspekte gilt es aus den Perspektiven der unterschiedlichen Fachrichtungen der Friedens- und Konfliktforschung besonders zu berücksichtigen? Welche Aussichten haben die existierenden Abkommen der nuklearen, chemischen, biologischen und konventionellen Rüstungskontrolle? Wie lässt sich die Dual-Use-Problematik natur- und technikwissenschaftlich fassen, und welche Folgen hat dies bspw. für die Rüstungsexportkontrolle? Welche Rolle spielen Friedensbewegungen und NGOs in diesen Debatten?
Neue Technologien, Krieg und Frieden
Neue zivile und militärische Technologien verändern die Formen von Gewalt und Kriegführung (Cyber-Kriegsführung, die Entwicklung Künstlicher Intelligenz, unbemannte Waffensysteme u.a.). Informationstechnologie spielt auch eine wichtige Rolle bei Unterdrückung und Überwachung der Zivilbevölkerung in Kriegen und Konfliktsituationen. Welche Kontrolle solcher Technologien ist gefordert, worauf muss Forschung und Entwicklung achten, welche Lücken gibt es aktuell? Wie kann die naturwissenschaftlich-technische Friedensforschung hier einen sinnvollen Beitrag leisten?
Wir laden dazu ein, theoretische und empirische Beiträge aus allen Disziplinen einzureichen, die im weiten Feld der Friedens- und Konfliktforschung vertreten sind, sowie von Wissenschaftler*innen in unterschiedlichen Karrierestufen. Wir freuen uns über Beiträge, die in engem Zusammenhang mit dem Konferenzthema stehen, aber auch über solche, die sich mit Themen aus dem weiteren Feld der Friedens- und Konfliktforschung befassen.
• Panels: Bitte reichen Sie einen Vorschlag für ein Panel (max. 2 Seiten) mit Angaben zur Panelleitung, zu den Vortragenden sowie ggf. zu einem*r Diskutant*in und ihre institutionellen Anbindungen (falls vorhanden) sowie Kurzfassungen für jeden einzelnen Beitrag ein. Jedes Panel umfasst 90 Minuten und sollte aus nicht mehr als drei Beiträgen bestehen. Einreichungen von den AKs sind explizit erwünscht.
• Einzelbeiträge: Bitte senden Sie uns ein ausführliches Abstract mit nicht mehr als 300 Wörtern.
• Alternative Podiums- und Präsentationsformate: Wir freuen uns über Vorschläge für alternative Podiums- oder Präsentationsformate. Senden Sie uns bitte eine aussagekräftige Skizze Ihres Präsentationsformats (max. 2 Seiten) sowie Angaben zu den Beteiligten und den behandelten Themen.
Bitte reichen Sie Ihre Vorschläge (auf Englisch oder Deutsch) bis zum 15. Oktober 2023 über das AFK- Einreichungssystem unter https://afk-web.de/cms/afk-kolloquien/ ein.