PLATTFORM ZIVILE KONFLIKTBEARBEITUNG

Charta der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung (2025)

Unsere gemeinsame Vision

Wir engagieren uns für eine Welt, in der Konflikte konstruktiv, inklusiv und gewaltfrei bearbeitet werden – mit dem Ziel, Frieden zu fördern und Ungerechtigkeiten zu überwinden.

Wir stehen heute vor sich verändernden globalen Konfliktkonstellationen und neuen Herausforderungen, die als Auslöser oder Verstärker von gewaltsamer Eskalation wirken: Dazu gehören die Klimakrise, Zunahme von Ungerechtigkeit und Ungleichheit, koloniale Kontinuitäten, Rüstungswettläufe, Gefährdung der Demokratien und wachsender Autoritarismus, digitale Transformation, polarisierte gesellschaftliche Diskurse sowie die zunehmende Infragestellung völkerrechtlicher Normen und multilateraler Institutionen.

Zivile Konfliktbearbeitung begegnet diesen krisenhaften Entwicklungen mit nicht-militärischen, gewaltfreien und menschenrechtsbasierten Mitteln. Sie stellt Ansätze sowie wissenschaftlich fundierte und in der Praxis entwickelte Konzepte bereit.

Wer wir sind

Die Plattform Zivile Konfliktbearbeitung ist ein zivilgesellschaftliches Netzwerk zur Förderung von Friedensarbeit und Ziviler Konfliktbearbeitung. Seit 1998 bringt sie Organisationen und Einzelpersonen aus der Praxis, Wissenschaft und Politik zusammen. Sie stärkt ihre Mitglieder durch Austausch, Zusammenarbeit und wechselseitiges Lernen sowie politische Interessenvertretung.

Unsere Mitglieder kommen unter anderem aus der Friedensbildung, Mediation, kommunalen Konfliktberatung, Friedens- und Konfliktforschung, Menschenrechtsarbeit, humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Wir sind offen für interessierte Menschen, Organisationen und Initiativen mit anderen Erfahrungen und Expertisen. Gemeinsam bilden wir ein breites, kompetentes Netzwerk zivilgesellschaftlichen Friedensengagements.

Wie wir Zivile Konfliktbearbeitung verstehen

Unter Ziviler Konfliktbearbeitung verstehen wir den konstruktiven Umgang mit gesellschaftlichen und politischen Konflikten durch gewaltfreie, nicht-militärische Mittel unter Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure. Sie zielt auf Frieden im Sinne eines Prozesses abnehmender Gewalt und zunehmender Gerechtigkeit. Ansätze ziviler Konfliktbearbeitung legen Wert darauf, vielfältige Perspektiven einzubeziehen, insbesondere marginalisierte Erfahrungswelten und lokales Wissen. Die internationale Friedensarbeit muss noch stärker als bislang nicht-westliche, Indigene und Schwarze Wissenssysteme und Traditionen berücksichtigen.

Zivile Konfliktbearbeitung umfasst vielfältige, sich ergänzende Ansätze, die kontextsensibel und machtkritisch angewandt werden sollen. Sie sollte dabei den in der Plattform ZKB entwickelten friedenslogischen Prinzipien folgen:

  • Gewaltprävention
  • Konflikttransformation
  • Dialogverträglichkeit
  • Fehlerfreundlichkeit
  • Normorientierte Interessenentwicklung

Die Zivile Konfliktbearbeitung soll gewaltsamer Eskalation vorbeugen, z.B. durch Bildung, Begegnung, Sensibilisierung, Krisenfrüherkennung, partizipative Formate, Diplomatie, Selbstermächtigung und gewaltfreie Aktion. Sie unterstützt Dialogprozesse, Mediation, Beteiligung und Konfliktberatung – mit Raum für vielfältige Perspektiven. Sie baut gewaltfördernde Strukturen langfristig ab, z.B. durch rassismuskritische, dekoloniale Arbeit, Erinnerungsarbeit, Vergangenheitsaufarbeitung, psychosoziale Unterstützung oder den Wiederaufbau von Vertrauen.

Dafür braucht es neben funktionsfähigen Institutionen starke Zivilgesellschaften mit verlässlichen Handlungsspielräumen und solidarische Netzwerke – lokal, national und international.

Was wir tun

Die Plattform Zivile Konfliktbearbeitung schafft Räume für den Austausch derjenigen, die sich in den oben genannten Feldern engagieren und ermöglicht Vernetzung und gemeinsame Interessenvertretung. Sie unterstützt die strategische Zusammenarbeit durch wechselseitiges Lernen. Unsere Ziele und Aufgaben sind:

  • Information zugänglich machen: Wir bündeln Wissen, Erfahrungen und Perspektiven aus dem Arbeitsfeld und machen diese für die Mitglieder und die Öffentlichkeit sichtbar und nutzbar.
  • Austausch und Lernen fördern: Wir bieten Räume für kollegiale Beratung, thematischen Fachaustausch und gegenseitige Unterstützung.
  • Vernetzung stärken: Wir verbinden Organisationen und Personen innerhalb des Netzwerks – und bringen dessen Mitglieder mit nationalen, europäischen und internationalen Akteuren der Friedensförderung zusammen.
  • Politisch wirksam sein: Wir setzen uns für die strukturelle Stärkung des Feldes ein – durch Öffentlichkeitsarbeit, in der wir Ansätze ziviler Konfliktbearbeitung illustrieren, und im Dialog mit Entscheidungsträger:innen in Parlamenten, Ministerien, politischen Parteien und Institutionen.

Dabei verbinden wir Arbeit im In- und Ausland und berücksichtigen globale Zusammenhänge im lokalen Handeln.

Wie wir (zusammen)arbeiten

Unsere Zusammenarbeit beruht auf gegenseitigem Respekt, Vielfalt der Perspektiven und einem gemeinsamen Verständnis von Frieden als Prozess hin zu einer inklusiveren und gerechteren Welt.

Uns leiten folgende Werte, Prinzipien und Überzeugungen:

  • Konstruktives Konfliktverständnis – Aktive Konfliktbearbeitung als Modus gesellschaftlichen Wandels und Chance für Entwicklung.
  • Primat der Prävention – Prävention von Gewalteskalation durch sichtbar machen von Konflikten und Stärkung von Friedenspotentialen.
  • Gewaltfreiheit
  • Gerechtigkeit – Abbau kolonialer Kontinuitäten und struktureller Gewalt zur Stärkung von Teilhabe, Selbstermächtigung und nachhaltigem Frieden.
  • Solidarische Partnerschaft – mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und Engagierten in Shrinking Spaces.
  • Vielfalt und Inklusion – Bewusste Berücksichtigung unterschiedlicher Lebensrealitäten und Diskriminierungserfahrungen sowie Förderung von intersektionalen Perspektiven, insbesondere rassismuskritischer und feministischer Ansätze.
  • Selbstreflexivität – Rassismus- und Machtkritik, Perspektivwechsel, Fehlerfreundlichkeit und eine Kultur des Lernens sowie eine kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Positionierungen, Strukturen und Praktiken.

Unsere Werte und Prinzipien und der Anspruch, ein machtkritisches Netzwerk zu sein, soll sich auch in unseren Strukturen und Arbeitsweisen abbilden.

Wir laden alle Menschen, Organisationen und Initiativen ein, sich mit uns für eine Gesellschaft zu engagieren, in der Konflikte konstruktiv und ohne Gewalt bearbeitet und Frieden gerecht gestaltet wird.

Die Charta kann hier als pdf-Datei heruntergeladen werden.