EAK: Alles tun, damit bald die Waffen schweigen und das Morden aufhört
Ein Jahr nach dem völkerrechtswidrigen Überfalls Russlands auf die Ukraine muss nach Ansicht der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) alles dafür getan werden, dass möglichst bald die Waffen schweigen, das Sterben und Morden aufhört und es zu Verhandlungen kommt.
„Wir wissen, dass das nicht einfach wird und dass derzeit ein Ende des Krieges nicht abzusehen ist. Aber dennoch wäre ein Waffenstillstand wichtig, damit vielleicht Gespräche möglich werden über einen Weg zum Frieden“, so Stefan Maaß, der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Baden. Ziel müsse dabei ein gerechter Frieden sein, der mehr sei als die bloße Abwesenheit von Krieg.
„Wichtig ist ein umfassender Frieden im Sinne eines biblischen Schaloms. Ein Frieden, der die menschliche Sicherheit in den Blick nimmt und nicht allein die Sicherheit des Staates und den Schutz seines Territoriums in den Mittelpunkt stellt“, erläutert Stefan Maaß. Bei möglichen Verhandlungen müssten daher nach Ansicht der EAK die betroffenen Menschen mitgenommen werden. „Es geht darum, auf die Menschen zu hören, auf viele unterschiedliche Stimmen mit unterschiedlichen Haltungen und Handlungen“, so der badische Friedensbeauftragte.
Für den evangelischen Friedensverband ist es daher unabdingbar, bei Verhandlungen die Zivilgesellschaft, Opfergruppen, Frauengruppen oder Anwälte mit einzubinden. „Wenn es zu einem gerechten Frieden kommen soll, reichen Gespräche zwischen den Vertretern der Staaten nicht aus“, ist Stefan Maaß überzeugt.
Nach Ansicht der EAK könnte es hier Aufgabe der Kirchen sein, Räume für einen solchen Dialog zu schaffen, wo geschützt, vertraulich und respektvoll miteinander gesprochen werden kann. „Aber wir sind auch realistisch genug, zu wissen, dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist. Doch Schritte zum Frieden müssen bedacht werden, damit nicht noch mehr Menschen sterben“, so Maaß.
Der russische Krieg gegen die Ukraine hat nach Auffassung der EAK aber auch dazu geführt, dass viele Menschen neu über Krieg und Frieden nachdenken, betont Sabine Müller-Langsdorf. Die Pfarrerin ist Referentin für Friedensarbeit im Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.
Dies spüre die EAK auch in ihrem Arbeitsfeld der Beratung in Sachen Kriegsdienstverweigerung. „Die Gewissensfrage stellt sich für viele neu. Wir erhalten zahlreiche Anfragen von jungen Menschen, die wissen wollen, wie sie verweigern können. Oder von Reservisten, die noch verweigern wollen. Das hat seit Kriegsbeginn deutlich zugenommen“, erläutert die Pfarrerin.
Aber auch die Hilfe für junge Männer aus Russland, der Ukraine oder Belarus, die nicht die Waffe in die Hand nehmen wollen, ist ein wichtiges Anliegen für die EAK. Zusammen mit weiteren Menschenrechtsgruppen fordert die EAK Schutz und Asyl für Deserteure und Kriegsdienstverweigerer international. „Kriegsdienstverweigerung ist ein Grund- und Menschenrecht“, macht Sabine Müller-Langsdorf unmissverständlich klar.