Förderprogramm zivik: Interview mit Goce Todoroski
Der Motivator und Mentor
Das Förderprogramm zivik stellt regelmäßig Portraits von Akteur*innen aus den geförderten Programmen vor. Dazu zählt auch der Bürgerrechtler Goce Todoroski. Er setzt sich als Gründer und Direktor mit seiner Organisation CCI für die politische Teilhabe junger Menschen auf lokaler Ebene in Nordmazedonien ein.
ifa: Vor welchen besonderen Hindernissen stehen junge Menschen aus Minderheiten in der Republik Nordmazedonien und warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, ihre Teilnahme am demokratischen Prozess zu fördern?
Goce Todoroski: Junge Menschen treiben positive Veränderungen im Land und in der Welt voran. Sie sind eine Quelle der Innovation und die treibende Kraft der zukünftigen sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung. Bei meiner Arbeit mit Jugendlichen aus Minderheiten erkenne ich, wie wichtig es ist, sie an demokratischen Prozessen zu beteiligen. Sie stehen jedoch vor dem ständigen Hindernis, von den Älteren der Gemeinde nicht als eine treibende Kraft der Gesellschaft anerkannt zu werden. Sehr oft wird ihre Stimme nicht gehört. Daher haben sie keine Motivation, sich an der Entscheidungsfindung zu beteiligen. Mit diesem Gefühl der Wertlosigkeit ziehen sie sich in den Kreis ihrer Freunde zurück und kommunizieren nicht mit anderen Minderheitsgruppen. Ich glaube, wir müssen ihre Teilhabe an den demokratischen Prozessen fördern, um die Hindernisse der „Erwachsenengesellschaft“ zu überwinden und zu beweisen, dass die Stimme der Jugend von großer Bedeutung ist.
Indem wir sie bei der Organisation und Verwirklichung ihrer Ideen unterstützen, zeigen wir einerseits der Gemeinschaft, dass junge Menschen in der Lage sind, innovative Lösungen für Probleme zu finden, und andererseits zeigen wir der Jugend, dass ihre Stimme stark sein kann. Die Förderung der Beteiligung von Jugendlichen aus Minderheitsgruppen an demokratischen Prozessen ist von wesentlicher Bedeutung, insbesondere in Gesellschaften wie unserer, in der jede/r mit Politik und politischen Parteien verbunden ist.
Nur durch den Aufbau einer echten Partnerschaft zwischen Institutionen, Gemeinschaft und Jugendlichen können wir sicherstellen, dass die Politik inklusiv ist, die tatsächlichen Bedürfnisse der jungen Menschen berücksichtigt werden und eine soziale Integration gefördert wird.
ifa: Wie beurteilen Sie die von Ihrer Organisation geleistete Arbeit im Hinblick auf die Unterstützung und Ermutigung junger Menschen, sich aktiver in ihrem Gemeinschaftsleben zu engagieren? Was waren die größten Herausforderungen, vor denen Sie in diesen Jahren standen?
Goce Todoroski: Die größte Herausforderung bei unserer Arbeit mit Jugendlichen und beim Aufbau von Kontakten zu den Institutionen war es starre Strukturen zu überwinden und Institutionen dazu zu bewegen, die Ideen der jungen Menschen zu akzeptieren. Ich glaube, wir haben dazu beigetragen, dass die Jugendlichen sowohl den Wert ihrer Ideen als auch die Bedeutung einer Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft und den Institutionen besser verstehen. Wir haben zehn engagierte Jugendgruppen gegründet, die in der Lage sind, Probleme zu identifizieren und durch die Umsetzung von Projektideen eine Lösung dafür zu finden. Durch unsere Aktivitäten haben wir den Jugendlichen eine Stimme gegeben, die es ihnen ermöglicht, vor den Mitgliedern der Gemeinden, dem Bürgermeister und den politischen Parteien zu sprechen. Sie sind in dem Moment stärker geworden, als ihre Ideen in die Lokalpolitik einbezogen wurden, und noch stärker, als diese Ideen Realität wurden.
Unsere Bemühungen werden durch die Zufriedenheit der jungen Menschen belohnt, wenn sie mit Institutionen zusammenarbeiten und sehen, dass ihre Ideen umgesetzt werden. Trotz der Herausforderungen der COVID-19-Pandemie sind die Jugendlichen immer mehr daran interessiert, an Aktivitäten teilzunehmen, die ihnen das Gefühl geben, wichtig zu sein. Sie sehen endlich, dass es auch in ihrer Verantwortung liegt, einen Weg zu finden, sich an den Prozessen zu beteiligen.
ifa: Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach die Rolle der staatlichen Institutionen hinsichtlich der Förderung einer integrativeren Gesellschaft? Gibt es eine Geschichte der Zusammenarbeit zwischen Ihrer Organisation und staatlichen Institutionen?
Goce Todoroski: Da die Jugendlichen allein nicht viel Einfluss auf Veränderungen demokratischer Prozesse haben, benötigen sie die Unterstützung der Schulbeamten, Zivilgesellschaft, Kommunen sowie politischen Parteien und Medien. Im Rahmen unserer Aktivitäten haben die Institutionen erkannt, dass sie selbst die Jugendlichen zur aktiven Teilnahme an lokalen Entscheidungsprozessen anregen können. Es war eine Freude, den positiven Einfluss der lokalen Institutionen auf die Motivation der Jugendlichen zu sehen, sobald sie deren Ideen und Initiativen berücksichtigten. Außerdem war es erfreulich, dass die Institutionen ihre bedeutende Rolle für die Entwicklung einer integrativen Gesellschaft akzeptierten, als sie nationale Strategien für eine interkulturelle Gesellschaft ausarbeiteten und die Gesetzgebung für Jugendliche und deren Einbeziehung verbesserten.
Die Umsetzung unserer Maßnahmen seit mehr als 23 Jahren wäre jedoch ohne die gute Zusammenarbeit mit den staatlichen Institutionen nicht so erfolgreich gewesen. Im Rahmen unserer Aktivitäten arbeiten wir eng mit den meisten Gemeinden auf lokaler Ebene, aber auch mit allen relevanten Ministerien auf nationaler Ebene zusammen. Durch unsere Teilnahme an den Arbeitsgruppen für Politikgestaltung kooperieren wir mit den Ministerien für Bildung, Arbeit, Sozialpolitik und der lokalen Selbstverwaltung.
Die erfolgreiche Einbeziehung von Jugendlichen in Entscheidungsprozesse hängt von dieser Zusammenarbeit und den guten Beziehungen mit Institutionen auf lokaler und nationaler Ebene ab.
Von Goce Todoroski und Robert Ghazinyan