Die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Konflikten werden immer klarer, wodurch das Thema auch für Akteure der zivilen Konfliktbearbeitung zunehmend an Relevanz gewinnt. Extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen im Sudan, Überschwemmungen in Pakistan oder Taifune in den Philippinen beeinträchtigen Stabilität und Entwicklung der betroffenen Länder, verstärken den Wettbewerb um Ressourcen und können Migrationsbewegungen auslösen. Besonderes Augenmerk verdienen 18 der 25 Länder, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind und gleichzeitig als fragil oder konfliktbelastet gelten. Und das, obwohl sie nur einen kleinen Anteil an den globalen CO2-Emissionen ausmachen. In diesen Ländern können die Auswirkungen des Klimawandels das Risiko von Konflikten erhöhen, besonders in bereits angespannten Regionen wie der Sahelzone, die von Instabilität und Ressourcenknappheit geprägt ist. Das Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) spricht dabei von klimabedingten Friedens- und Sicherheitsrisiken, die sich auf Konfliktkontexte und auf die Vulnerabilität der Bevölkerung auswirken. Schwierigere Lebensbedingungen, wie größere Ernährungsunsicherheit aufgrund von veränderten Wettermustern und extremen Wetterevents und unzureichender Unterstützung des Staates, erleichtern beispielsweise bewaffneten Gruppen wie Boko Haram, die Rekrutierung von Mitgliedern. Schwache Regierungsführung und bestehende Konflikte erschweren den Umgang mit den Klimafolgen und die Anpassung an sie.
„Environmental Peacebuilding“ ist ein Ansatz, bei dem insbesondere Akteure der zivilen Konfliktbearbeitung einen konstruktiven und kooperativen Dialog zwischen allen Konfliktparteien fördern. Dadurch können sowohl die Auswirkungen der Klimakrise als zusätzliche Risikomultiplikatoren berücksichtigt als auch soziale und politische Ungleichheiten sowie Konfliktdynamiken adressiert werden.
Auch können Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen Spannungen um knappe Ressourcen wie Land und Wasser noch weiter verschärfen. Besonders betroffen sind oft marginalisierte Gruppen, wie indigene Gemeinschaften und Frauen in ländlichen Regionen, deren Lebensgrundlage wesentlich von natürlichen Ressourcen abhängt. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist es notwendig, dass Klimaschutz- und Anpassungsstrategien nicht nur ökologisch, sondern auch sozial gerecht, inklusiv und konfliktsensibel gestaltet werden.
Zivile Krisenprävention durch Environmental Peacebuilding: Umwelt- und klimaschutzorientierte Ansätze für nachhaltigen Frieden (2024)
Studie des Beirats der Bundesregierung Zivile Krisenprävention und Friedensförderung
Environmental Peacebuilding: Herausforderungen und Chancen für den Zivilen Friedensdienst (2024)
Factsheet von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)
Klimafinanzierung erreicht kaum die am stärksten Betroffenen. Was bedeutet das für die klimabasierte Friedensförderung? (2024)
„Practical Note“ Upscaling peace-positive climate action and climate-informed peacebuilding: Lessons learned and ways forward“ erstellt von adelphi, FriEnt und Peace Paradigms
Die Ressourcensammlung zum Themenkomplex „Klimawandel, Konflikte & Frieden“ bietet eine Auswahl an Publikationen, die vielfältige Perspektiven und wertvolle Impulse aus diesem Bereich bündeln. Die Sammlung wird fortlaufend erweitert. Anregungen oder Hinweise sind herzlich willkommen an redaktion[at]pzkb.de.
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