Der gesellschaftliche Umgang mit den Toten – eine Frage der Menschenwürde!
Wie wichtig ein angemessener Umgang mit den Toten ist, wird nicht zuletzt mit Blick auf die aktuellen Krisen deutlich: Im Kontext von Krieg, Unrechtsherrschaft und Terror werden Verletzungen des angemessenen Umgangs nicht selten gezielt als Waffen eingesetzt. Während der Corona-Pandemie stellte die Frage, wie man einen Abschied in Würde ermöglichen und gleichzeitig Anforderungen des Infektions- und Seuchenschutzes gerecht werden kann. Zuvor hatte sich diese Frage bereits während der Ebola-Epidemie und anderen gesundheitlichen Notständen im Globalen Süden gestellt. Besondere logistische, psychologische und seelsorgerische Herausforderung stellen sich auch bei der Bergung von Toten im Kontext von (Natur-)Katastrophen. Andere Tote, wie die vielen Toten entlang von Fluchtrouten oder vereinsamt und/oder verarmt Verstorbene, werden häufig von der Gesellschaft ausgeblendet.
Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe von Justitia et Pax hat aus diesem Grund in den vergangenen Jahren systematisch die Bedeutung des angemessenen Umgangs mit den Toten untersucht. Im Austausch mit Betroffenen, Helfenden und Expertinnen und Experten aus verschiedenen Kontexten wurden die Folgen für die Hinterbliebenen analysiert, aber auch aufgezeigt, dass ein angemessener Umgang mit den Toten ein Gradmesser für die Humanität einer Gesellschaft und Voraussetzung für Frieden und Versöhnung ist. Die Ergebnisse hat die Arbeitsgruppe nun in der neu erschienenen Publikation zusammengefasst:
Die Publikation zeigt die ethische, anthropologische und soziale Bedeutung des angemessenen Umgangs mit den Toten auf. Darüber hinaus werden grundlegende rechtliche Überlegungen aufgestellt und ein Überblick aufgestellt, welche Anknüpfungspunkte es mit Blick auf ein Recht auf einen angemessenen Umgang mit den Toten im Völkerrecht gibt. Anschließend setzt sich der Text exemplarisch anhand von drei ausgewählten Kontexten mit Verletzungen des angemessenen Umgangs mit den Toten und ihrer Bedeutung für die Angehörigen und die gesamte Gesellschaft auseinander: Krieg, gewaltsames Verschwindenlassen und Flucht. Abschließend werden Handlungsempfehlungen für Politik, Gesellschaft und Kirche vorgestellt. Sollten Sie Interesse an einer gedruckten Version der Publikation haben, schicken Sie bitte eine kurze Nachricht an af@jupax.de.
Passend zum Thema empfehlen wir auch die Aufzeichnung des Lichtenberg Gesprächs 2020 zum Thema „Das Menschenrecht auf einen angemessenen Umgang mit den Toten“, die Sie unter dem folgenden Link auf unserem YouTube-Kanal aufrufen können: https://www.youtube.com/watch?v=_tSO27cnrcY