08. April 2024
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„Girls empowerment“? Chancen und Grenzen feministischer Außen- und Sicherheitspolitik

HADLEY'S Abendsalon mit Dr. Anne Menzel

In den vergangenen Jahren ist viel über feministische Außen- und Sicherheitspolitik diskutiert worden, insbesondere nachdem der Begriff zunächst in den Koalitionsvertrag der Ampelparteien aufgenommen und schließlich im Jahr 2023 in zehn Leitlinien des Auswärtigen Amtes konkreter ausformuliert wurde. In ihnen wird die Absicht dargelegt, Frauen – aber auch andere „marginalisierte Gruppen“ – einzubeziehen, teilhaben zu lassen, zu schützen, zu ihren Rechten zu verhelfen und ihre Perspektiven zukünftig systematisch mitzudenken. 

Neu ist dies für sich genommen nicht. Solche Überlegungen spielen bereits seit Jahrzenten eine prominente Rolle in friedens-, sicherheits- und entwicklungspolitischen Überlegungen und Maß-nahmen. In sogenannten Entwicklungsländern liegt der Fokus dabei oft auf Maßnahmen zum „empowerment“ von Frauen, etwa über Rechtsreformen, Aufklärungskampagnen und Mikrokredite. Eine spezielle Variante solcher Maßnahmen, die vor allem in den 2010er Jahren verbreitet eingesetzt wurde, ist das „empowerment“ junger Frauen und Mädchen. Dieses beinhaltet zum Beispiel, dass sie überhaupt und nach Möglichkeit lange zur Schule gehen und über Hygiene, Sexualität und die Risiken früher Schwangerschaft aufgeklärt werden sollen. Zudem sollen Mädchen und Frauen mit formalen Rechten ausgestattet werden, die sie beispielsweise vor früher Zwangsverheiratung schützen. „Girls empowerment“, so wird argumentiert, komme nicht nur den Mädchen selbst zugute, sondern sei eine entscheidende Triebfeder für Sicherheit und Entwicklung in Ländern des Globalen Südens: Denn aufgeklärte Mädchen investierten demnach später wieder in die Bildung und Gesundheit ihrer Kinder, hielten sich selbst und ihre Kinder von gewalttätigen Männern fern und trügen durch ihre Innovations- und Arbeitskraft zu Wachstum in ihren Heimatländern bei – so die Theorie. 

Dr. Anne Menzel berichtet im Abendsalon aus ihrer Forschung zu „girls empowerment“ im westafrikanischen Sierra Leone und diskutiert insbesondere die Kritik, die von feministischen Forscher:innen an dortigen Maßnahmen geübt wird. Die Politikwissenschaftlerin wurde mit einer Arbeit über Gefährlichkeit und unfriedliche Beziehungen in der sierra-leonischen Nachkriegsgesellschaft promoviert. Ihre Forschung verbindet Policy-relevante Probleme mit ethnographischer Forschung und soziologischen Perspektiven auf Konflikte und Machtverhältnisse. Der Abend wird von Dr. Klara Stumpf (Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.) moderiert.

Diese Veranstaltung ist Teil des „Abendsalon“-Formats der Hamburger Bar HADLEY’S, das in Zusammenarbeit mit der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. jeden Montagabend stattfindet. IFSH-Friedensforscher:innen geben jeden 1. oder 2. Montag im Monat im HADLEY’S Einblicke in ihre Forschung und tauschen sich mit dem Publikum aus. Die „Abendsalons“ beginnen stets um 19.30 Uhr. Einlass ist ab 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Wir empfehlen eine vorherige Anmeldung via reservierungen@hadleys.de. Nähere Infos zum „Abendsalon“ im HADLEY’S gibt es hier.

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