03. Dezember 2022
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Studientag "Vom Krieg zum wehrhaften Frieden"

Das Institut für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung e.V. (IFGK) lädt ein zu einem neuen Studientag. Er findet im Dezember erneut in der Essener Innenstadt statt:

Ort für Teilnahme in Präsenz: VielRespektZentrum, Rottstr. 24-26, 45127 Essen (ca. 10 Minuten vom Hauptbahnhof)
Teilnahme vor Ort nach den dann geltenden Corona-Regeln in NRW bzw. Essen.

Eine Teilnahme online ist wieder möglich: Über Zoom; der Link wird allen Angemeldeten ein oder zwei Tage vorher bekannt gegeben.

Ablauf

09.15 Ankommen, Kennenlernen

09.45 Dr. Christine Schweitzer:
Aufarbeitung des Afghanistan-Kriegs 2001-2021
Im Rahmen des "Monitoring für Kriegsprävention und Zivile Konfliktbearbeitung" der Kooperation für den Frieden bzw. Fördervereins Frieden, das von Andreas Buro (+ 2016) begründet wurde, hat die Referentin im vergangenen Jahr eine Bestandsaufnahme von Quellen zum Afghanistankrieg unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Rolle durchgeführt. In zehn Kapiteln wurden dieses Wissen und diese Einschätzungen zusammengefasst und eingeordnet. Die Bestandsaufnahme vermittelt ein vertieftes Verständnis von Vorgeschichte, Ablauf und Folgen und unterstützt so die Suche nach Auswegen aus der militärischen Machtlogik. Sie kann online hier eingesehen werden: https://www.friedenskooperative.de/aktuelles/monitoring-projekt-afghanistan
Im Vortrag soll die Bestandsaufnahme kurz vorgestellt und über die Probleme der Aufarbeitung dieses Angriffskriegs der NATO gesprochen werden.

11.00 Pause

11.15 Prof. Dr. Albert Fuchs:
Gradualismus: Zu "Gemeinsamer Sicherheit" - über Entspannung, Schritt für Schritt
Vor dem Hintergrund des fundamentalen Versagens des militärisch bestimmten sicherheits- und friedenspolitischen Ansatzes des "Westens" in Afghanistan ist eine grundlegend andere Zeitenwende angesagt als jene, die von Bundeskanzler Olaf Scholz Ende Februar d.J. im Zusammenhang mit Russlands Invasion in die Ukraine verkündet und Ende Mai vom Bundestag bestätigt wurde. Die Scholz'sche Zeitenwende ist lediglich mehr vom Gleichen, durch und durch konkurrenz-getrieben und aggressiv getönt. Die zugrundeliegende „realistische“ Sicherheitsphilosophie führt quasi naturhaft in eine unüberwindbare "Sicherheitsdilemmatik". Und keins der anderen globalen Menschheitsprobleme kann mit einer solchen Wende gelöst oder auch nur entschärft werden, im Gegenteil. Dagegen eröffnet die UNO-Idee „Gegenseitiger kollektiver ...“ bzw. „Gemeinsamer Sicherheit“ eine aussichtsreich(er)e Perspektive. Ein gangbarer und erfolgversprechender Weg aus der bestehenden "Dilemmatik" hin zu "Gemeinsamer Sicherheit" liegt in der Rückbesinnung auf den gradualistischen Ansatz der Spannungsreduktion, wie er ansatzweise bereits von den damaligen Hauptakteuren J. F. Kennedy und N. Chruschtschow und exemplarisch konsequent insbesondere von M. Gorbatschow mit R. Reagan realisiert wurde.

12.30 Mittagspause

13.45 Dalilah Shemia-Goeke:
Strategische Gewaltfreiheit und multinationale Konzerne: Ein Erkundungsbericht

Dalilah Shemia-Goeke berichtet über ein paar interessante Überlegungen aus ihrer kürzlich abgeschlossenen Dissertation zur Frage wie strategische gewaltfreie Aktion durch zivilgesellschaftliche Akteure genutzt werden kann, um die Macht multinationaler Unternehmen, angesichts systematischer Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in globalen Produktionsprozessen, einzudämmen. Was würden Gandhi und Martin Luther King Jr. uns heute raten, was wir angesichts zunehmender Monopolisierung und politischen Einflusses privatwirtschaftlicher Interessen kollektiv tun können, um dieses asymmetrische Machtverhältnis zwischen Konzernen und dem Rest der Bevölkerung wieder ins Lot zu bringen? Anhand einer konkreten Kampagne wird analysiert, welche praktischen Ansätze mehr oder weniger wirksam sind und welche eventuell weiter ausgebaut oder hinzugefügt werden können zum methodisch-strategischen Repertoire. Gemeinsam kann dann in einer Anschlussdiskussion überlegt werden, wie diese Reflexionen auf die Waffenindustrie angewandt werden können.

15.00 Pause

15.15 Julia Nennstiel:
Soziale Verteidigung in Zeiten digitaler Technologien: Wie lassen sich unabhängige Institutionen gegen gewaltsame Repression verteidigen?

Von den verschiedenen Methoden gewaltfreien Widerstandes, derer sich Soziale Verteidigung bedienen kann, befasst sich die neuere empirische Forschung vorwiegend mit Methoden des Protests. Doch kann für einen Erfolg Sozialer Verteidigung die Weiterarbeit in vom Gegner unabhängigen gesellschaftlichen – keineswegs unbedingt staatlichen – Organisationen und Institutionen als eine Form der konstruktiven Intervention von großer Bedeutung sein, nicht nur als Mittel, sondern auch als partielles Ziel. Indes veränderten sich in dem letzten Jahrzehnt Handlungsspielräume und Kausalketten in Bezug auf die Interaktion zwischen gewaltfreien Widerstandsbewegungen und Sicherheitskräften durch den zunehmenden Einsatz digitaler Technologien – sowohl in den Händen von Widerstandsbewegungen als auch in denen ihrer (v.a. staatlichen) Gegner – enorm. Vor diesem Hintergrund widmet sich die Dissertation der Frage, wie eine gewaltfreie Aufrechterhaltung unabhängiger gesellschaftlicher Organisationen und Institutionen im Kontext gewaltsamer Repression möglich ist, mit Fokus auf die Rolle neuer digitaler Technologien.

16.30 Abschlussgespräch

17.00 Ende 

Anmeldung bitte per Email ausschließlich an:

Christine Schweitzer, CSChweitzerIFGK@aol.com, Tel. 040 655 90 940.

Bitte angeben, ob Teilnahme vor Ort oder Online beabsichtigt ist.

Kosten: Vor Ort machen wir evtl. eine Umlage für Getränke (nach Selbsteinschätzung)

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