Ziviler Friedensdienst: Arbeit in der Ukraine geht weiter / Zivile Krisenprävention wird künftig benötigt
Pressemeldung: Konsortium Ziviler Friedensdienst
Der von der russischen Regierung befohlene Angriff auf die Ukraine hat in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik zu einer Reaktion geführt, die auf militärische Stärke setzt. Es ist zu befürchten, dass sich in dem Diskurs darüber die Perspektive verengt. „Wenn es eine ‚Zeitenwende‘ in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik geben soll, dann braucht sie ein umfassendes Verständnis von menschlicher Sicherheit, das alle Beiträge zum Frieden einschließt“, sagt Martin Vehrenberg, Sprecher des Konsortiums Ziviler Friedensdienst, „eine neue Strategie muss auch die zivilen Instrumente der Konfliktbearbeitung und Friedensförderung und die Entwicklungszusammenarbeit stärken, denn Sicherheit, Frieden und Entwicklung bedingen einander.“
Arbeit in der Ukraine geht weiter
Die Arbeit der ZFD-Partner in der Ukraine geht unterdessen weiter. „Die Friedensarbeit in der Ukraine hat dazu beigetragen, dass sich die Zivilgesellschaft in den vergangenen Jahren stark entwickelt hat und zusammengewachsen ist“, sagt Anja Petz, Sprecherin des Konsortiums Ziviler Friedensdienst, „viele zivilgesellschaftliche Organisationen sind trotz der katastrophalen Lage aktiv und vernetzt. Sie organisieren humanitäre Hilfe, unterstützen Flüchtende, bieten psychosoziale Beratung an und organisieren sogar Hotlines für Eltern von russischen Soldaten, die nach ihren vermissten Söhnen suchen.“ Eine ukrainische Fachkraft berichtet: „Wir sind nun im Westen, in Uzhgorod, und bauen in einer Wohnung ein Hilfs‐ und Beratungszentrum für ehemalige Gefangene und Betroffene von sexualisierter Gewalt auf. Hier soll psychologische Betreuung, Hilfe bei der Grenzüberquerung und humanitäre Nothilfe angeboten werden.“
Kein Frieden ohne aktive Zivilgesellschaft
Ohne eine aktive und kritische Zivilgesellschaft ist kein Frieden möglich. Zivilgesellschaftliche Organisationen übernehmen wichtige Aufgaben, die jetzt, aber auch nach einem Ende der Kriegshandlungen, notwendig sind. Sie begleiten traumatisierte Menschen, unterstützen im Umgang mit Geflüchteten und dokumentieren Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen. Der ZFD unterstützt diese Zivilgesellschaft während des Kriegs so, dass sie nach einem Waffenstillstand ihre wichtige gesellschaftliche Funktion wiederaufnehmen kann. Netzwerke und Projektstrukturen werden genutzt, um psychosoziale, soziale und humanitäre Hilfen zu organisieren.
Der Zivile Friedensdienst ist seit 2015 in der Ukraine aktiv, vor Kriegsbeginn mit 13 ZFD-Fachkräften. „Jetzt muss es darum gehen, dass die Waffen so schnell wie möglich schweigen und Menschenleben geschützt werden“, sagt Petz „erst dann gibt es Raum, um in der Gesellschaft wieder Friedensperspektiven zu entwickeln. Wir haben einen langen Weg zurück zum Frieden in Europa vor uns, der ernsthafte und aufrichtige Bemühungen von Politik und Gesellschaften erfordern wird.“