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1. April 2019

Mexiko: Menschenrechtsaktivist_innen in Guerrero werden nach Tagen lebend aufgefunden

28.3.2019 – Die Menschenrechtsaktivist_innen Obtilia Eugenio Manuel und Hilario Cornelio der indigenen Menschenrechtsorganisation „La Organización de los Pueblos Indígenas Mepha’a“ überleben eine Entführung vom 12. bis zum 16. Februar 2019. Wenngleich es sich um ein Verbrechen handelt und beide nicht unversehrt sind, kann ihr Überleben in dem von Gewalt geprägten Bundesstaat Guerrero als Erfolg betrachtet werden.

Am Dienstagmorgen, den 12. Februar 2019, gegen 7:40 Uhr auf der Bundesstraße 95 zwischen “Tierra Colorada” und “Chilpancingo” im mexikanischen Bundesstaat Guerrero wird ein Sammeltaxi von bewaffneten, bislang unbekannten, Akteuren angehalten. Zwei der Insassen, die Menschenrechtsaktivist_innen Obtilia Eugenio Manuel sowie Hilario Cornelio Castro der indigenen Menschenrechtsorganisation „La Organización de los Pueblos Indígenas Mepha’a“ kurz (OPIM), werden unter vorgehaltenen Waffen aus dem Auto gezerrt und verschleppt. Kurze Zeit später beginnen die ersten Vertreter_innen der Zivilgesellschaft, allen voran Pater Solalinde, Gründer der Partnerorganisation des pbi-Mexikoprojektes „Hermanos es en Camino“, öffentlich den mexikanischen Staat aufzufordern, die entführten Aktivist_innen zu suchen. Auf kommunaler, föderaler, staatlicher und internationaler Ebene werden Notfallkontakte, Amtsträger_innen und Unterstützer_innennetwerke kontaktiert und mobilisiert, um dem öffentlichen Interesse am Überleben der Aktivist_innen Nachdruck zu verleihen. Leider viel zu selten enden Szenarien wie dieses, welches in Mexiko keine Seltenheit darstellt, mit dem Wiederauffinden der entführten Personen oder auch nur dem Leichnam, um zumindest den Angehörigen Gewissheit zu verschaffen.

Bereits im Jahr 2009 sprach der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte, für den mexikanischen Staat rechtsverbindlich, Schutzmaßnahmen für Obtilia aus, nachdem ihr aufgrund der Arbeit zum Schutz von Frauenrechten sowie den Rechten der indigener Bevölkerung Gewalt angedroht wurde. Aufgrund der Bedrohungslage wurde die Aktivistin und ihre Organisation OPIM bereits vorher und über einen Zeitraum von zehn Jahren, seit 2005, vom pbi-Mexikoprojekt begleitet. Die Vernachlässigung dieses Schutzauftrages der Regierung scheint besonders bedenklich angesichts der Tatsache, dass Obtilia im Vorfeld des Angriffs die staatlichen Autoritäten auf eine deutlich erhöhte Gefahrensituation hinwies. Bereits wenige Tage vor der Entführung erhielt sie mehrfach Drohanrufe einer unbekannten Nummer. Auch wurde sie nach eigenen Angaben in den Tagen vor der Entführung von unbekannten Männern beschattet. Diese Anzeichen werden in diversen Kontexten und Ländern immer wieder, nicht nur vor Entführungen, sondern auch vor Exekutionen von Menschenrechtsaktivist_innen wahrgenommen und häufig nicht mit dem tatsächlichen Ernst der Lage identifiziert.

Den vollständigen Artikel können Sie hier nachlesen.

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