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10. September 2009

Stellungnahme von Soldaten zum Luftangriff in Afghanistan

Wortlaut der Pressemitteilung vom 09. September 2009:
'Bundeskanzlerin Merkel “verbittet sich” voreilige Kritik zum Luftangriff in Afghanistan.
Alle Bürger, auch Soldaten (!), haben das Recht, den von einem deutschen Oberst befohlenen verhängnisvollen Luftangriff als schweren Fehler zu bezeichnen.
Für die im Arbeitskreis DARMSTÄDTER SIGNAL zusammengeschlossenen 150 kritischen Offiziere und Unteroffiziere der Bundeswehr steht – keinesfalls voreilig (!) – fest:
- Die von Taliban entführten 2 Tanklaster hatten sich nachts im Kundus-Flußbett festgefahren,

Wortlaut der Pressemitteilung vom 09. September 2009:
'Bundeskanzlerin Merkel “verbittet sich” voreilige Kritik zum Luftangriff in Afghanistan.
Alle Bürger, auch Soldaten (!), haben das Recht, den von einem deutschen Oberst befohlenen verhängnisvollen Luftangriff als schweren Fehler zu bezeichnen.
Für die im Arbeitskreis DARMSTÄDTER SIGNAL zusammengeschlossenen 150 kritischen Offiziere und Unteroffiziere der Bundeswehr steht – keinesfalls voreilig (!) – fest:
- Die von Taliban entführten 2 Tanklaster hatten sich nachts im Kundus-Flußbett festgefahren,
- Die Taliban verfügen über kein schweres Gerät zum Bergen von Lkw;
- deshalb stellten die Tanklaster keine akute Gefahr für deutsche ISAF-Soldaten dar - im Gegenteil –
- die Talliban saßen in der Falle und der deutsche Kommandeur hatte alle Zeit, Maßnahmen unterhalb der Schwelle eines Bombenangriffs zu treffen.
Selbst wenn man trotzdem unterstellt, die Taliban hätten dennoch mit den Tanklastern nach Kundus fahren können um dann das deutsche Camp zu bedrohen, so hätte man sie davon
- mit einer geeigneten Straßensperre, oder
- z.B. mit einer über die Straße gespannten Nagelkette daran hindern können.
Fazit: 1. Der deutsche Oberst traf mit den ihn beratenden Offizieren eine verhängnisvolle Fehlentscheidung. Und es
2. klaffte zwischen der letzten Aufklärung und dem Waffeneinsatz eine ½-stündige Aufklärungslücke; viel Zeit, in der zivile Anwohner aus Neugier, oder um Sprit zu ergattern, den Unglücksort erreichen konnten. Und
3. missachtete der Oberst den Befehl des amtierenden US-Generals Crystal, zum Schutze der Zivilbevölkerung äußerste Zurückhaltung bei Einsätzen aus der Luft einzuhalten.
Der fehlerhafte Luftangriff
- vermindert das Ansehen der Bundeswehr bei den Verbündeten,
- forderte weit über 50 Tote, darunter Zivilisten,
- verschlechtert die ohnehin schlechte Sicherheitslage der sich im Krieg befindenden deutschen ISAF-Soldaten,
- behindert die letzten Chancen der Stabilisierung und des Wiederaufbaus Afghanistans!
Die Zeit ist längst überfällig, mit einem von der Mehrheit des deutschen Volkes gewünschten schrittweisen, geordneten Rückzug der deutschen Soldaten aus dem Kriegsgebiet alsbald zu beginnen und mit wesentlich mehr ziviler Aufbauhilfe für Afghanistan „zu retten, was noch zu retten ist“!
Helmuth Prieß, Oberstleutnant a.D.
Sprecher des Arbeitskreises DARMSTÄDTER SIGNAL'